Freitag, 24. September 2010

Ein Gespräch mit seinem Bruder Manuel

Geschrieben von: Walter

24. September 2010
Gustav weiß nichts von diesem Blog . . . und sein Bruder Manuel ahnt wohl nur, daß ich da irgendwo irgendetwas schreibe, weil ich mir bei den Gesprächen mit ihm immer wieder Notizen mache.
Da ist ein Grieche in der Nähe seiner Wohnung.
Es ist die Stammkneipe von Gustav gewesen.
Bei einem Gläschen OUZO schüttet Manuel mir dann sein Herz aus.

Heute berichtete er,

daß er am Vormittag bei Gustavs Frau in der Wohnung ein Treffen mit dem Betreuer von Gustav gehabt habe.
Das Gespräch sei längst überfällig gewesen.
Es wäre zufriedenstellend verlaufen und es konnten etliche irritierende Punkte geklärt werden.
Ich versprach Manuel auch, daß ich Gustav noch am frühen Abend besuchen würde.

Gustav hatte mal wieder seine drolligen 5 Minuten.

Er schaute ein wenig grimmig drein.
Als ich so gegen 19 Uhr in sein Zimmer kam, da fielen mir gleich die vielen weißen Flocken am Fußboden auf.
– Aha, er hatte da wohl mal wieder seine Windel auseinander genommen . . .

Der Pfleger bestätigte, daß Gustav, kaum eine Stunde nachdem man ihn neu gewickelt hatte, sich der Windel wieder entledigt hatte. Und neulich hätte er sogar seinen „Futterbeutel“ samt Ständer zu sich ins Bett gezogen.

Gustav hat auch ein neues Bett bekommen.
Es ist wesentlich niedriger, damit er sich nicht so sehr verletzen kann, wenn er mal wieder herausfallen sollte . . .

Daß Gustav inzwischen geistig recht gut drauf ist, kann man auch daran sehen, daß er darüber meckerte, daß dieses neue Bett etwas schmaler ist als das vorherige. Mir war das zunächst nicht aufgefallen, aber Gustav machte seinen Unmut darüber mit Gebrabbel und Gesten unmissverständlich klar.
Er wollte auch kein Fernsehen schauen und schien recht müde zu sein.
Dann zeigte er auf zwei verschiedene Stellen an der Decke und brabbelte etwas, aber ich verstand ihn nicht.
Irgendwann begriff ich und fragte ihn, ob ich die Lampe über dem Bett ausmachen sollte und er sagte „Ja“.

Irgendwann fragte er mich – mit einem kleinen Anflug von Lächeln im Gesicht –
„Wer bist Du?“
Ich antwortete: „Ich bin dein Bruder - Manuel“
Und Gustav erwiderte recht deutlich und mit einem fast listigen Blick: „Du bist der denkt.“
Da fehlte zwar ein zweites „der“ im Satz, aber der Knabe weiß tatsächlich, wer ich bin.
Irgendwann meinte er dann sinngemäß, daß ich auch die zweite Lampe in der Nähe der Tür ausmachen sollte, wenn ich gehe.
Das war seine Art zu sagen „Ich bin jetzt müde, du kannst wieder gehen und mach bitte das Licht ganz aus.“

Auf dem Flur sprach ich dann noch einmal mit 'seinem' Pfleger und der meinte, daß die MRSA-Keime sich nicht im Genitalbereich sondern in der Umgebung des Eintrittes des Schlauches für die Magensonde (in der Nähe des Bauchnabels) befänden . . . aber vielleicht sind sie ja auch gar nicht mehr da, man müsse mal einen neuen Abstrich machen.
- Ich bin gespannt, wann das wohl geschehen wird und auf wessen Initiative hin.

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Walter