Sonntag, 24. Februar 2013

Das Leiden hat ein Ende

 
  

Du bist einen schweren Weg gegangen . . .
Die Apparate-Medizin machte es möglich
und Justizia sah mit ihren verbundenen
Augen unbarmherzig weg . . .



Samstag, 24. November 2012

Schlaganfall: "Ins-Bett-hinein-gepflegt"

oder
„Die Gleichgültigkeit ist das Grausamste“
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Mehr als 1 Jahr ist vergangen, seit ich meinem letzten Beitrag hier im Blog geschrieben habe.
Gustav hat längst aufgegeben.
Er wurde recht erfolgreich "ins Bett hinein gepflegt", wie man so schön sagt.
Andere nennen diese Art von "Aufbewahrung" alter oder gebrechlicher Menschen so:
Eine Pflege nach dem Prinzip "Warm, satt und sauber".

Oh, eine Psyche hat dieser Mensch auch noch?
Ja, aber dafür ist kein Geld mehr übrig.
Oder hat schon einmal jemand von euch einen Neurologen oder gar Psychologen
in einem Pflegeheim gesehen, der sich auch noch, neben dem Verschreiben
von Medikamenten mit seinem Schützling lange unterhält?

Nein, Gustav hat seine Hoffnungen,
daß er einmal wieder nach Hause kommen könnte,
längst begraben.


Professor Hirsch hat es in einem Interview einmal so ausgedrückt:

„Die Gleichgültigkeit ist das Grausamste“

Aber er ist nicht bei schönen Worten geblieben . . .
Er hat eine Initiative ins Leben gerufen und einen Verein gegründet:

Handeln statt Mißhandeln
Bonner Initiative gegen Gewalt im Alter e.V
Hier ist noch ein weiteres Interview aus dem Jahre 2008:
„Handeln statt Mißhandeln“


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Hier endet dieses Schlaganfall-Tagebuch.
Gustav hat alle seine Hoffnungen längst aufgegeben.
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Freitag, 23. November 2012

Wer ist Wer in diesem Schlaganfall-Tagebuch?


Wenn Du den Ablauf dieser Tragödie besser verfolgen möchtest, 
dann solltest Du den ersten Beitrag dieses Blogs lesen
und dann, dem Datum nach, nach oben folgen.
Das ist zwar mühsam, aber Blogs sind nun einmal so gestrickt.
Das ist der Start-Beitrag vom 13. Mai 2010:
 Hier ist das Ende (oder auch der Anfang) dieses Blogs
(Ein Klick und dann bis zum Ende herunter scrollen.)  




Eine Real-Satire
Geschrieben von: Walter

In diesem Tagebuch spielen folgende Personen eine Rolle:



Gustav - Er wurde von einem Schlaganfall nieder gestreckt.
. . . . . . . . . . . Nein, er schreibt nicht selbst . . .

Manuel - Einer seiner Brüder. Er hat noch 2 mehr von dieser Sorte.

Walter - Das bin ich, ein guter Freund aus alten Tagen.

Siehe auch:
Ich hatte einen Schlaganfall . . . vor fast 30 Monaten
.

Montag, 15. August 2011

Schluckstörung (Dysphagie) und Aspirationspneumonie.

Geschrieben von: Walter

Ein Besuch am Sonntag.

Manuel hat es mir schon oft beschrieben, heute erlebe ich es hautnah:

Es ist Sonntag, 4 Uhr nachmittags.
Die Zimmertür ist zu.
Ich klopfe und trete ungefragt ein.
Gustav liegt im Bett und schläft.
Der Fernseher ist aus.
Gustav hustet.
Sein Gesicht verzieht sich vor Schmerzen.
Er faßt sich im Schlaf an den Bauch.
Sein Atem geht rasselnd.

Es ist fast jeden Tag das gleiche Bild.
Gustav hat es bis heute nicht begriffen,
daß er nicht halb im Liegen essen oder trinken darf.
Die Pflegekräfte haben es auch noch nicht begriffen ,
daß sie Gustav in eine senkrechte Position setzen müssen,
bevor sie ihm etwas zum Essen oder Trinken geben.
Irgendwann verschluckt er sich dann . . . und beim nachfolgenden Husten
schmerzt ihn der Bereich um die Magensonde, die man ihm immer noch
im Bauch belassen hat.

Warum quält man den armen Kerl so?

Ist es wirklich so schwer,
ihn zu den Mahlzeiten in den Rollstuhl zu setzen
und an den Tisch zu schieben?

Gustav wacht von dem schmerzhaften Husten auf,
sieht mich und verzieht sein Gesicht zu einem vorsichtigen Grinsen.
Aha, er freut sich, daß ich da bin.
Ich frage ihn, was er zum Mittag gegessen hat und er sagt: "Pampe!"
Aha, er hat also wieder einmal kein festes Essen bekommen, sondern pürierte Kost.

Nach nur knapp 5 Minuten werde ich wieder verabschiedet.
Nein, sagen kann mir Gustav das noch immer nicht so richtig.
Auch seine Gesten und das Gebrabbel sind für Fremde oft noch unverständlich.
Ich soll die Tür zu machen, wenn ich draußen bin, damit er sich wieder in sein depressives Schneckenhaus zurück ziehen kann.
.

Freitag, 5. August 2011

Es gibt Hilfe im Internet!

Geschrieben von: Walter

Ich habe Manuel den Link zu diesem neuen Projekt einer psychologischen Unterstützung von pflegenden Angehörigen gegeben:  Pflegen-und-Leben.de
Manuel hat dieses Online-Hilfsangebot zur psychologischen Unterstützung inzwischen genutzt.
Die Rückmeldungen von ihm sind ermutigend.

Ich kann nun hier keine Details dieses Schriftwechsels veröffentlichen, dazu ist so eine psychologische Beratung zu fragil, aber die Kernaussage von Manuel möchte ich hier doch niederlegen:
Mein Gefühl der Ohnmacht, das bleibt, resultiert aus der Erkenntnis,
daß ich zeitweilig wie Don Quichotte mit einem Pflegesystem rangele,
das vom Ansatz her gut und sinnvoll ist, in der Praxis aber oft sinnlos,
unmenschlich, und unbeweglich.
Es ist ein Gefühl, als sähe ich bei einem Schiffsuntergang zu.
Ich kann nicht schwimmen, aber ich weiß ganz genau, welche
Rettungsmaßnahmen
einzuleiten sind und erhalte auch zahlreiche
Hinweise, was ich noch zur Rettung tun könnte.
Nur, bis die Retter endlich kommen und gemächlich mit ihren Aktionen beginnen, ist das Schiff längst unter gegangen und die Menschen ertrunken . . .
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Donnerstag, 14. Juli 2011

Depression: Die "erlernte Hoffnungslosigkeit"

.
Gustav weiß noch nicht so recht, was da so in den letzten Monaten im Pflegeheim mit ihm passiert ist.
Er steckt so tief in seiner Depression drin, daß er jegliche Hilfe kategorisch, ja fast aggressiv, ablehnt.
Und seitens der Pflegekräfte wird auch gar nicht erst versucht, ihn in den Rollstuhl zu setzen . . .

In Fachkreisen bezeichnet man seinen Zustand vermutlich als
"erlernte Hilflosigkeit"
Gustav hat halt die Erfahrung gemacht, daß man ihn hier im Pflegeheim nach dem Motto "warm, sauber und satt" pflegt und unter Mobilisierung versteht, daß man ihn für 5 Stunden in den Rollstuhl setzt und in den Gemeinschaftsraum vor den Fernseher schiebt.
Dort darf er dann schmoren.
Und wenn er dann versucht, irgendwie alleine in sein Bett zu kommen, dann fällt er auf die Schnauze und hat dieselbe voll!
Danach ist er dann "pflegeheimgerecht" konditioniert.

Nein, Gustav ist nicht in Österreich.
Aber der Link zu der österreichischen Seite paßt.
Dem Inhalt nach könnte diese Seite auch in Deutschland geschrieben worden sein.

Wir retten da mit unserer hochmodernen Apparatemedizin Leben um jeden Preis, um dieses Leben dann gewinnbringend in einem Pflegeheim verkümmern und dahin siechen zu lassen?

Montag, 13. Juni 2011

Lebendig begraben: Im Alters-/Pflegeheim

Geschrieben aus der Sicht von: Gustav

Hilfe!
Holt mich hier raus!

Ich habe Angst.
Angst, daß ich hier nie wieder heraus komme.
Gefesselt an mein Bett.
Nein, nicht mit Gurten gefesselt, sondern mit der unausgesprochenen Drohung,
mich wieder für viele Stunden in einem Rutsch in den Rollstuhl zu setzen!

Ja, man hat mich inzwischen pflegeheimgerecht erzogen.
Dabei habe ich gerade erst die 60 Jahre überschritten.
Ich bin nicht alt!
Aber es ist besser, wenn ich immer im Bett bleibe.
Denn sonst werde ich in den Rollstuhl gehoben
und dann darf ich soo lange darin schmoren,
bis ich aus Verzweiflung versuche,
mein Bett zu erreichen und bei dem
Versuch wieder auf die Schnauze falle.

Warum nur hat man mich auf der Intensivstation ins Leben zurückgeholt?
Damit möglichst viele an mir verdienen?
Denn darum geht es doch - ums Verdienen - Oder?
Denn mir hilft keiner mit dem, was hier mit mir gemacht wird!
Ich als Mensch zähle hier doch weniger als manch ein Tier für den Tierschutz.

Warum nur habt ihr mich nicht nach dem Schlaganfall sterben lassen?

Links zum Thema:
Wikipedia: 2030 - Aufstand der Alten
ZDF-Mediathek: Der Film 2030

Donnerstag, 14. April 2011

Gustav resigniert.

Geschrieben von: Walter

Meinem Beitrag vom 2. März ist nichts hinzu zu fügen.
Gustav ist nur noch schläfrig und übellaunig.
Zeitweilig verweigert er seine Mahlzeiten.
Und den Rest des Tages verschläft er oder schaut sich lustlos irgend einen Fernsehschmarren an.

Auch das Absetzen des Antidepressivums Mirtazapin und der Ersatz mit einem fachgerecht ausgewählten Präparat hat bisher keine Änderung gebracht.
Angeblich ist da zwar irgendwo eine Neurologe im Anmarsch, aber gesichtet wurde er noch nicht.

Ich würde mich nicht wundern, wenn dem Manuel irgendwann der Kragen platzt . . . neulich fragte er mich in einem frustrierten Ton, wo man denn so ein paar Handgranaten oder eine Bazooka bekommen könnte . . .

Dienstag, 5. April 2011

Verdrängung der Realität nach dem Schlaganfall

Geschrieben von: Walter

Es soll nunmal Menschen geben,
die lieber in ihre eigene Welt flüchten,
als sich der Wahrheit der Realität zu stellen.
Erstaunlich ist es erst, 
wenn sie es dabei schaffen sich einzureden,
dass sie damit glücklich sind.

Quelle: Sunnyfunny, 26.03.2011, Spiegel-Forum 
http://forum.spiegel.de/showthread.php?p=7491808#post7491808


Ja, auch Gustav ist ein Meister im Verdrängen der Realität.
Er hat sich eingerichtet im Hier und Jetzt.
Sein täglich Brot ist das Fernsehen.
Anstrengen . . . wofür?
Alles ist doch eh "Sense" - oder?


Siehe auch: Depressionen und Schlaganfall

Dienstag, 15. März 2011

"Altenheimgerechtes" Antidepressivum?

Geschrieben von: Walter


Nein, ich kann noch immer nicht so recht glauben, daß es noch so etwas gibt.
Aber Manuel erzählte mir recht glaubhaft, daß sein Bruder so etwas gegen seine Depression bekomme.
Wenn ich die einschlägigen Berichte über das Medikament so richtig verstanden habe, dann kann das Präparat "Mirtazapin" recht gut zur Ruhigstellung eines Pfleglings eingesetzt werden.
Unter der Rubrik "Wirkprinzip" lautet der letzte Satz im ersten Absatz des betreffenden Artikels in der Wikipedia:
"Letztlich sorgt die ausgeprägte Hemmwirkung auf den H1-Rezeptor für die stark sedierenden Eigenschaften von Mirtazapin."

Quelle: http://de.wikipedia.org/wiki/Mirtazapin
Nein, ich wollte nicht so recht glauben, was Manuel mir da so erzählte und habe heute selbst nachgeschaut.
Aber da war nichts übertrieben.

Gustav hatte zwar seinen Fernseher an, obwohl es erst kurz vor zehn Uhr war, aber er schien zu schlafen.
Als ich ihn ansprach antwortete er mir recht schläfrig mit: "So früh?"
Ich fragte ihn dann, ob er heute in den Rollstuhl möchte und erhielt fast erwartungsgemäß die Antwort: "Nee, heute nich."

Mann, der Junge braucht kein Schlafmittel mit dem er dann ohne Depressionen ruhig träumen kann. Der alte Knabe braucht einen Muntermacher, der ihn seine Depressionen verarbeiten läßt und in dazu bringt, freiwillig in den Rollstuhl zu hüpfen!

Ich frage mich, wann da wohl jemand merkt, daß vielleicht so ein Medikament wie "Fluoxetin" aus der Reihe der SSRI-Antidepressiva sinnvoller sein könnte?
. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
Links zum Thema:
http://de.wikipedia.org/wiki/Antidepressiva
http://www.neuro24.de/psychopharmaka.htm

Mittwoch, 2. März 2011

Das Ende vom Lied?

Nachtrag vom 8. April 2011:
Am 13. April wurde von Manuel bemerkt, daß sein Bruder das "Altenheim gerechte" Antidepressivum Mirtazapin bekam.
http://schlaganfall-tagebuch.blogspot.com/2011/03/altenheim-gerechtes-antidepressivum.html
Jetzt wäre einmal nachzuprüfen, seit wann Gustav dieses Zeugs bekam.
Wenn das schon länger so ging, dann erklärt sich der nachfolgende Text im Nachherein.

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Geschrieben von: Walter

Fast einen Monat lang habe ich hier nichts mehr schreiben mögen.
Der Grund?
Es ist das eingetreten, was ich befürchtet habe: Alle werden müde.

Gustav hat sich ein wenig resignierend an seinen Zustand gewöhnt.
"Sense" ist jetzt sein Hauptwort . . . "alles ist Sense . . ."

Und auch seine Brüder, Freunde und Bekannten zeigen immer weniger Aktivitäten.
Auch sein Doktorchen scheint ein wenig zu schlummern . . .
Sollte Gustav nicht schon längst auf Vollkost umgestellt sein?
Nun, das, was er da gestern vorgesetzt bekam, das war alles anderes als ein appetitlich angerichtetes Mittagsmenü . . . Gemüse konnte ich da auch keines entdecken, obwohl davon etwas auf dem Speiseplan stand.

Auch im Rollstuhl habe ich Gustav schon lange nicht mehr gesehen . . .

Wenn da nicht bald jemand aufwacht, dann wird das nichts mehr mit Gustav. :-(

Montag, 7. Februar 2011

Links zum Thema Schlaganfall

Geschrieben von: Walter (am 4. Oktober 2010, zuletzt aktualisiert am 19. März 2011)

Einige andere Blogs und Web-Seiten:

1. Ein sehr anschaulicher Bericht von Ende 2006 bis Heute:
http://www.margy-plauen.de
Neurologische Rehabilitation: Digitales Training nach Schlaganfall


Medikamente

Neurologie - Psychiatrie - Psychotherapie:
Medikamente gegen die Angst

und
Grundsätzliches zu Antidepressiva

Was sagt die Wikipedia.de zum Thema Antidepressiva?


Careum - Pflegemanagement und mehr 
Antidepressivum kann *) die Rehabilitation nach einem Schlaganfall verbessern
*) Ja, aber nur, wenn es fachgerecht ausgewählt und eingesetzt wird und von einer stützenden Psychotherapie begleitet wird!

Das Problem hinter den Kulissen:

Eine etwas schockierende Betrachtung.
Anmerkungen in der Wikipedia.de zu dem aufrüttelnden Film
aus dem Jahre 2007:

Und eine leicht bittere 'Pille' in einem anderen Google-Blog:
Pflegeheime: Antidepressiva und Schlaftabletten

Sonntag, 6. Februar 2011

Wieder ein kleiner Schritt vorwärts

Geschrieben von: Walter

Gustav schien heute im Kopf etwas klarer zu sein.

Er hatte auf Kabel-Deutschland einen alten Western angewählt und an einer Stelle ritten die Banditen dann durch die Wüste. Diese war aber nicht nur sandig-braun, sondern deutlich weiß und ich dachte, daß das Schnee war. Ich sagte das zu Gustav und er meinte: „Nein . . . Anderes.“ Nach einer Weile fügte er noch hinzu: „Salz!“
Der Knabe hatte doch – im Gegensatz zu mir – völlig korrekt erkannt, daß die Banditen da durch eine Salzwüste ritten!

Es ist doch schön zu sehen, daß da bei Gustav immer wieder kleine Fortschritte deutlich werden.

Donnerstag, 27. Januar 2011

Aktuell: Rollstuhl = Mobilität = Lebensqualität

Auszug aus einem telefonischen Bericht von: Manuel

Die Mobilität ist ein wichtiger Bestandsteil im Leben eines Menschen.

Gustav hält es zur Zeit aber noch nicht aus, längere Zeit im Rollstuhl zu sitzen.
Wird er mit dem Rollstuhl in sein Zimmer geschoben und alleine gelassen, so besteht die Gefahr, daß er versucht, ohne Hilfe wieder ins Bett zu gelangen.
Noch hat Gustav seine volle Steuerungsfähigkeit nicht wiedererlangt.
Ein erneuter Unfall, wie der vom September 2010 könnte die dann unliebsame Folge sein.

Die vor kurzem von der Pflegedienstleitung angebotenen
zwei „Rollstuhltage“ halte ich nicht für sinnvoll.
Ein Pflegling wie Gustav braucht einen regelmäßigen Tagesablauf und nicht „heute so und morgen so“.

Unter Berücksichtigung der noch bestehenden leichten Schluckstörungen wäre es optimal, wenn er eine Weile vor den Mahlzeiten in den Rollstuhl gesetzt würde und dann zeitnah nach den Mahlzeiten die Gelegenheit bekommt, wieder ins Bett zu gelangen.

Dieses würde auch die Unfallgefahr reduzieren (analog zu den hochgesetzten Bettgittern!). Ich denke da immer noch an den September im vergangenen Jahr, als er im Pflegeheim aus dem Bett gefallen war und ich ihn im Krankenhaus suchen mußte.

Ja, diese Sichtweise von Gustavs Bruder Manuel kann ich gut nachvollziehen.
Aber woher nehmen und nicht stehlen?
Es wurde mir mehr als einmal gesagt, daß es in diesem Pflegeheim ausreichend Pflegekräfte gäbe, aber die Realität spricht da eine ganz andere Sprache, wenn ich da nur an den Umgang des Personals mit Gustavs Schluckstörungen denke!

Mittwoch, 12. Januar 2011

Essen: Ja, Rollstuhl: Nein? Ein feiner Tausch?

Geschrieben von: Walter

Irgendwie verstehe ich die Funktionsabläufe in diesem Pflegeheim, in dem mein Freund Gustav "wohnt" oder besser 'liegt' nicht ganz.

Jetzt darf Gustav zwar im Bett essen und trinken, aber dafür wird er kaum noch in den Rollstuhl gesetzt.
Ich hätte erwartet, daß man den armen Kerl jetzt zum Essen in den Rollstuhl setzt und in den Speisesaal schiebt . . . aber Pustekuchen! Er darf in halb liegender Position im Bett speisen und sich dabei dann auch gerne einmal kräftig verschlucken?
Irgend etwas stimmt hier nicht im Pflegeheim.
Aber ich bin hilflos, denn ich habe nichts zu sagen und nach einer 'Meckerei' seines amtlichen Betreuers ist er von einer Station dieses Pflegeheimes in eine andere Station verfrachtet worden . . . den Grund dafür kenne ich bis heute nicht, ich kann ihn nur erahnen.
Und Manuel fühlt in dieser Angelegenheit anscheinend genauso wie ich.

Hier ist noch ein (leicht anonymisierter) Auszug einer eMail von Manuel:

Jeder Mensch ist ein wenig bequem.
Ein Rollstuhl ist unbequem.
Wenn ein Pflegling dann zum Essen nicht in den Rollstuhl gesetzt werden muß, so spart das dem Pflegepersonal ein wenig Zeit.
Dafür ist dann das oft überlastete Pflegepersonal möglicherweise auch dankbar.

Nur . . .
. . . im Bett verschluckt sich dieser Pflegling regelmäßig beim Essen, auch wenn er fast aufrecht sitzt.

Aber im Rollstuhl, mit leicht nach vorne gesunkenem Kopf, da hat dieser Pflegling zu Weihnachten gezeigt, daß er auch - ohne sich zu verschlucken - essen und trinken kann:

2 Stück Sahnetorte
4 Kekse
1 Tasse Kaffe (aus einer normalen Kaffetasse!)
1 selbstgepulte Mandarine

Und er hat sich nicht ein einziges Mal verschluckt!
Gibt es ein Pflegeprotokoll, aus dem hervorgeht, zu welchen Zeiten Gustav überhaupt in den Rollstuhl gesetzt wird?

Mittwoch, 5. Januar 2011

Endlich ein Ende der künstlichen Ernährung? Erst Pudding dann Bratwurst . . .

Geschrieben von: Walter

Mein lieber Freund Gustav hat wieder eine Hürde genommen!
Er darf richtig essen!
Nun, die Magensonde hat er zwar immer noch zur Sicherheit und dadurch bekommt er noch zusätzlich ein wenig Nahrung und besonders Flüssigkeit. Aber seine Lebensgeister wurden vom Geschmack der noch ungewohnten Nahrung im Munde geweckt. Immerhin hatte er ja fast 7 Monate nichts zwischen die Zähne bekommen.

Bei der ganzen Sache ist nur ein großer Haken dabei:
Auf der sagenhaften Futterei anläßlich der Weihnachtsfeier soll er ja im Rollstuhl gesessen haben . . . jetzt aber bekommt er sein Essen im Bett serviert.
Dabei ist die Körperhaltung eine andere und dadurch verschluckt er sich jetzt auch des Öfteren.

Wenn ich Manuel richtig verstanden habe, dann wird Gustav jetzt auch kaum noch in den Rollstuhl gesetzt.
Warum?
Keiner weiß das so ganz genau und alle sind sie genau so zögerlich wie ich und mögen die Pflegekräfte nicht danach fragen.
Warum?
Vielleicht, weil sie alle sehen, daß die Pflegekräfte ihr Bestes geben und schlichtweg keine Zeit haben, so einen Pflegling zu den Mahlzeiten immer wieder in den Rollstuhl zu setzen?

Ein Glück, daß wenigstens der Hustenreflex bei Gustav funktioniert, denn sonst könnten die Pflegekräfte und auch die Besucher den armen Kerl mit der Futterei im Bett schwer schädigen. Die Stichwörter sind hier Dysphagie und Aspiration

Folglich ist die nächste Hürde zu nehmen:
Gustav muß es auch selbst wollen und fordern, daß er zu den Mahlzeiten in den Rollstuhl kommt.
Aber Gustav hat sich in den letzten 7 Monaten so sehr an das bequeme Bett gewöhnt, daß er die Frage eines Pflegers, ob er denn mal wieder in den Rollstuhl möchte, doch immer noch gerne mit "Nö, heute nicht . . ." beantwortet.
Wer kann es einem überlasteten Pfleger oder einer Pflegerin verdenken, wenn sie ihn dann nicht noch lange dazu überreden?

Hier ist noch ein passendes Video vom ZDF zum Thema Schluckstörungen

Freitag, 17. Dezember 2010

Weihnachtsfeier und Torte:
Wie geht das bei einer Ernährung über eine Magensonde?

Geschrieben aus der Sicht von: Gustav

Heute hatten wir hier, in unserem "Heim der abgegebenen Alten" unsere Weihnachtsfeier.
Am Heiligen Abend, da kann ja wieder keiner kommen, also feiern wir schon heute.
Wir wurden auf unseren Rollstühlen in den Aufenthaltsraum gefahren und warteten der Dinge, die da kommen sollten.

Mein Freund Walter war da.
Und den kann ich austricksen.
So hab ich zugeschlagen, ich pfeife auf meine Magensonde.
Ich will mal wieder schmecken, wie es ist, etwas richtiges zu essen!

Meine Ausbeute waren:

1 Stück Schwarzwälder-Kirschtorte
1 Stück Schoko-Sahnetorte
4 Kekse
1 Mandarine
und eine ganze Tasse Kaffe!

Ich hab gesehen, wie mein Freund Walter litt.
Aber das war mir egal.
Walter denkt an die Vorschriften.
Ich denke daran, daß die mich hier über eine Magensonde füttern und damit Zeit sparen.
Dabei kann ich doch selbst schlucken!
Da ist nix mit Dysphagie wenn mich da nicht mal wieder einer im Liegen füttert!
Warum sieht das denn keiner?!
Daß ich ein wenig kleckerte war mir peinlich, aber was solls -

Mir geht's prächtig!
Aber Walter wird eine unruhige Nacht haben und morgen meinen Bruder fragen, ob mir diese 'Freßorgie' bekommen ist. :-)
Hoffentlich setzt er danach auch mein Doktorchen und die Pflegerinnen hier auf den Pott, damit ich auch etwas von dem Weihnachtsbraten ab bekomme!

Nachtrag vom 18.12.2010
Das Festmahl von Gestern ist mir gut bekommen.
Mir ist nicht schlecht geworden.
Und Magendrücken hatte ich auch keines!

Donnerstag, 2. Dezember 2010

Ich hatte einen Schlaganfall . . . vor 7 Monaten

(Mein 'Nicht-Impressum')


Geschrieben aus der Sicht von: Gustav

Für dieses Tagebuch bin ich verantwortlich.
Eure Kommentare sind willkommen, auch, wenn ihr etwas zu beanstanden habt.
Nein, eine Telefonnummer oder eine eMail-Adresse kann ich euch leider nicht geben. Schreibt einfach einen Kommentar unter diesem Eintrag und ich werde eventuelle Ungereimtheiten unverzüglich klären.
Zum Schutze der hier im Blog genannten Personen habe ich deren Namen und auch den Ort der Handlung entsprechend verschleiert.
Die Gründe dafür sind ganz einfach:
Fast alle Pflegekräfte tun ihr Bestes; ich bin bemüht, ihnen mit meinen Berichten nicht weh zu tun.

Es ist das System, das marode ist und den Pflegekräften keine Zeit gibt, um die Dienste zu erbringen, die uns Alten ein menschenwürdiges Altwerden ermöglichen.

Am 7. Oktober 2010 begann ich dieses Tagebuch.
Es war der 13. Mai 2010, als mich der Schlaganfall außer Gefecht setzte.
Es war eine schwere Hirnblutung im linken-hinteren Bereich meines Kopfes.
Meine rechte Körperhälfte ist gelähmt, ich habe Schluckstörungen und erhebliche logische Sprachstörungen.
Oh, ich kann schon recht gut sprechen, aber ich weiß nicht, wie ich zum Beispiel das Wort "Gardine" in meinem Gedächtnis finden kann.

Noch kann ich mich auch nicht allein aus dem Bett in den Rollstuhl begeben; dazu brauche ich immer die Hilfe eines recht kräftigen Pflegers, der mich aus dem Bett in den Rollstuhl hebt und später wieder zurück ins Bett bringt.
Und genau dieses Problem der mangelnden Bewegungsfähigkeit ist zur Zeit eines der größten Probleme für mich.
Denn im Bett halb liegend verschlucke ich mich immer wieder, wenn ich einmal etwas essen oder trinken möchte. Deshalb hab ich ja auch immer noch die Magensonde und bekomme zusätzlich meine "Astronauten-Nahrung" aus der Flasche.
Auch beim Sprechen rutscht mir die Zunge durch die halb liegende Position etwas nach hinten in den Rachen und ich spreche dadurch erheblich undeutlicher, als wenn ich im Rollstuhl sitze.

Nach und nach füge ich aus meinen Erinnerungen und aus meinen handschriftlichen Aufzeichnungen das, was ich für lesenswert halte, in diesen Blog ein. Die bisherigen Geschehnisse füge ich unter dem Datum ein, an dem sie geschehen sind. Dadurch erscheinen immer wieder neue Posts in zurückliegenden Bereichen.

So, ich habe es geschafft, ich bin mit meinen Texten im Heute angekommen.
Heute, das ist Sonntag, der 17. Oktober 2010
Aber so ganz fertig bin ich mit meinen bisherigen Texten noch nicht . . .
Mir fällt immer noch das eine oder andere Detail aus der Vergangenheit ein.

Nein, ich schreibe diesen Text nicht selbst.
Ich diktiere ihn nicht einmal.
Es ist ein guter Freund, der für mich schreibt.
Warum?
Einfach weil er mein Freund ist und sich des Dilemmas angenommen hat, in dem nicht nur ich mich befinde. Denn nach gut 7 Monaten kann ich noch immer nicht richtig sprechen und schon gar nicht so ein Ding wie meinen Laptop bedienen.
Meine Familie, meine Freunde und Bekannten, alle die mich kennen sind auch in irgendeiner Form von meiner Krankheit betroffen.
Und sie warten alle auf mein tägliches Bulletin . . .

Mein Freund schreibt zeitweilig auch in der "Ich-Form" von mir und für mich.
Ihr könnt es am "Label" und an dem Text " erkennen, aus welcher Sicht da geschrieben wurde.
Den Grund dafür darzulegen ist ein wenig kompliziert.
Vielleicht glaubt mein Freund, daß er sich so besser in mich hineinversetzen kann und mich somit besser versteht?
Ich weiß es nicht.
Ich weiß Vieles nicht.
Und es sind viele Dinge um mich herum, die ich auch jetzt, nach mehr als 7 Monaten, immer noch nicht verstehe.

Nein, meinen bürgerlichen Namen nenne ich nicht.
Nenne mich einfach Gustav.
Auch der Name meines Freundes, der für mich unter meinem Namen schreibt, der ist unwichtig.
Wer es mag der kann ihn gerne Walter nennen.
Es gibt viele Gründe, die mich und meinen Freund in der Anonymität verweilen lassen.
Ein Grund ist der, daß ich mich sonst vielleicht der Blumen nicht erwehren könnte, die ihr mir vorbei bringen würdet.
Auch Pralinen hätte ich noch nicht so gerne in meiner Nähe . . .
. . . ich werde ja immer noch durch eine Magensonde ernährt.

Oh, bevor ich es vergesse:
Auch auf den realen Ort der Handlungen und auf die korrekten Namen der beteiligten Istitutionen und deren Mitarbeiter könnt ihr euch in meinen Texten nicht verlassen.
- Siehe auch im ersten Absatz dieses Beitrags.
Der Grund?
Nun, meine Aussagen sind Momentaufnahmen, die nur mich betreffen.
Und ich möchte keinem schaden.
So ist es zum Beispiel keinesfalls repräsentativ für ein Pflegeheim, wenn ich hier aus deren Bett gefallen bin.
Es betraf nur mich, und meine Anmerkungen dazu stellen keinesfalls ein Werturteil über dieses Pflegeheim dar.
Aber der Fakt, daß ich bei der ersten Aufnahme in diesem Pflegeheim aus dem Bett gefallen bin und dann mit dem Krankenwagen zur Notaufnahme in das nächste Krankenhaus gefahren wurde, der ist einfach nicht zu leugnen.
Es ist auch gut nachvollziehbar, daß dieser Unfall vermeidbar war und nie hätte passieren dürfen.
Aber die Folgen meines Schlaganfalles hat dieser nachträgliche Unfall weder verschlimmert noch verbessert - so scheint es jedenfalls.
Doch darüber später mehr . . .

So, ich bin jetzt müde . . . bis Morgen!

Montag, 29. November 2010

Aphasie kann durchaus auch einmal spassig sein.

Geschrieben von: Walter

Es ist schon eine Weile her, daß ich Gustav besucht habe.
In seinem Zimmer lag eine mir völlig fremde Person.
Von einer der Schwestern erfuhr ich dann, daß Gustav in eine andere Abteilung verlegt wurde.
Komisch, Manuel hatte mir nichts davon erzählt . . .

Als ich Gustav fand, bot sich mir ein erbärmlicher Anblick.
Er lag splitterfasernackt in seinem Bett und hatte sich vollgemacht.
Seine Windel lag in Stücke gepult auf dem Fußboden neben dem Bett und sein Bettzeug lag ebenfalls auf dem Fußboden am Bettende.
Mir fiel der Papagei meines Onkels ein.
Der hatte sich vor langer Zeit einmal fast sämtliche Federn ausgerupft und saß da nackt auf seiner Stange im großen Käfig.
Später erfuhr ich dann, daß vereinsamte Papageien oft dieses Verhalten zeigen.

Nachdem Gustav von zwei Pflegerinnen versorgt war und wieder adrett im Bett lag, fragte ich ihn, warum er sich denn die Windel vom Leib pule, aber seine Antworten waren nicht zu verstehen.
Später, als er sich wieder beruhigt hatte, fragte ich ihn: "Du Gustav, ist denn hier auch eine hübsche Krankenschwester?" Seine Antwort kam prompt und recht gut verständlich: "Die kannst Du nicht kriegen." Und nach einer kleinen Pause setzte er noch einen drauf: "Die hab ich schon alle."

Ja, die Wernicke-Aphasie an der Gustav seit seinem Schlaganfall leidet, die hat nicht nur negative Auswirkungen, die kann durchaus auch einmal spaßig sein . . .

Sonntag, 21. November 2010

MRSA: Da kommt kein Logopäde und kein Ergotherapeut

Geschrieben von: Walter

So, man hat mich wieder über die Grenze vom Wendland in den Westen gelassen.
Gustav habe ich noch nicht besuchen können, aber dafür habe ich dann gleich seinen Bruder Manuel angerufen.

Seine Worte mag ich hier nicht wieder geben, er war ganz schön am Fluchen!
Sein Bruder ist in dem Pflegeheim in eine andere Abteilung verlegt worden und dort scheint es nicht besser zu sein, als in der bisherigen Abteilung.

Zweimal habe er ihn hilflos im Rollstuhl angetroffen.
Beide Male hatte Gustav keine Möglichkeit, den Notrufknopf zu erreichen.
Es sah so aus, als wenn man Gustav zum abstellen in sein Zimmer geschoben und ihn dann vergessen hätte.

Auch die so wichtige Nasensalbe gegen die MRSA-Keime hätte man für 4 Tage "vergessen", die zweite Packung lag immer noch in der Orinalverpackung versiegelt auf dem Nachttisch, als er das letzte Mal da war.

Aber solange die Keime da wären komme kein Logopäde und kein Ergotherapeut zur Mobilsation eines solchen Patienten!

Ich hatte Mühe, den sonst so friedlichen Manuel zu beruhigen.
Und ich kann ihn voll verstehen.
Aber so sieht es halt in vielen Pflegeheimen aus, die ja fast alle unter chronischem Personalmangel leiden.

Dienstag, 9. November 2010

Eine kleine Pause . . .

Geschrieben von: Walter

Es gibt nichts Neues zu berichten.
Nicht, weil sich bei Gustav nichts getan hat, sondern weil ich noch hier in Dannenberg festhänge.
Aber das ist eine andere Geschichte.
Morgen werde ich wohl mit Manuel telefonieren und erfahren, ob sich da bei Gustav etwas getan hat.

Montag, 1. November 2010

Es geht vorwärts aber . . .

Geschrieben von: Walter

Gestern bin ich gleich zweimal bei Gustav gewesen.

Warum?
Weil es wieder einen Riesenschritt vorwärts ging
und weil ich neugierig war, wie Gustav diesen Tag überstanden hatte.

Aufgrund der Zeitumstellung war ich schon früher auf und fuhr gleich nach dem Frühstück zum Pflegeheim.
Gustav lag mit Trainingshose und Oberhemd bekleidet auf seinem Bett und begrüßte mich recht munter.

Und dann kam das Besondere:
Eine resolute Pflegerin hob den Gustav, mit Unterstützung durch eine zweite Kraft, in den Rollstuhl und ich durfte ihn schieben.
Ich solle ruhig mit dem Fahrstuhl runter zum Restaurant fahren und Gustav alles zeigen.

Also machte ich mich auf die Tour durchs Haus.
Im obersten Stockwerk zeigte ich ihm jeden Gang und auch an den jeweiligen Endpunkten die Aussicht nach draußen.
Im Erdgeschoß zeigte ich ihm vom Restaurant aus die davor liegende Sonnen-Terasse und kutschierte ihn auch hier durch sämtliche Gänge und in den Windfang vom Haupteingang.
Nach fast einer dreiviertel Stunde waren wir wieder oben in seinem Bereich.
Gustav war sichtlich beeindruckt aber auch von der Tour geschafft und wollte wieder in sein Bett gebracht werden, weil ihm auch der Bauch etwas schmerzte.
Aber die Pflegerin überredete ihn, doch noch ein wenig im Rollstuhl zu bleiben, damit sie ihn später noch mit einem Joghurt füttern könnte.
Sie kippte das Oberteil des Rollstuhles in eine Art Liegestellung und wollte ihn in den Gemeinschaftsraum schieben, aber Gustav wollte erstmal seine Ruhe haben und beharrte darauf, in seinem Zimmer bleiben zu dürfen.

Das Thema "Joghurt-Fütterung" ließ mir keine Ruhe und so zog es mich am späten Nachmittag noch einmal zu Gustav ins Pflegeheim.
Ich hatte schon befürchtet, daß man ihn den ganzen Nachmittag im Rollstuhl gelassen hätte, aber nein, er lag ganz friedlich in seinem Bett und schaute sich einen Film auf seinem Ferneher an.
Ja, und dann kam wieder die Pflegerin mit einem neuen Becher Joghurt und fragte ihn, ob er etwas davon essen möchte.
Und ob er das wollte!
Einen halben Becher schaffte er und verschluckte sich auch nur selten, obwohl er recht flach im Bett lag.
Nach einer ganzen Weile schaute Gustav zum Joghurtbecher und bat mich, ihm noch etwas davon zu geben.
Ich achtete darauf, daß sein Kopf beim Füttern schön weit nach rechts gedreht war, damit ihm der Joghurt nicht von selbst nach hinten in den Hals lief . . . aber ob das auch die Pflegekräfte beachten? *)
Ich hätte fast heulen können, als ich ihn da so fütterte und er sich auch nur selten ein wenig verschluckte.

So, und nun erzähle mir noch einmal jemand, daß Gustav dauerhafte Schluckstörungen habe, die man nicht mit Hilfe eines guten Logopäden in den Griff bekommen könnte!

Die zwei handfeste Altenpflegerinnen retteten so doch noch ein wenig das Ansehen des restlichen Pflegepersonals, welches eher den "Dienst nach Vorschrift" absolviert.
Aber auch diese anderen Pflegekräfte muß ich ein wenig in Schutz nehmen:
Wenn ich mir anschaue, wie viele ältere Herrschaften hier in den vielen Zimmern "wohnen", dann muß ich mich wundern, daß die Pflegekräfte ihre Arbeit überhaupt schaffen.
- Da bleibt einfach kaum noch Zeit für die persönliche Betreuung eines einzelnen Pflegefalles.
- Also ist die Ernährung durch die Magensonde die "rationellere" Lösung . . .
- Und auch der Katheter in der Blase paßt in dieses Bild.

Mein bisheriger Eindruck wird immer wieder von den realen Vorkommnissen bestätigt:
In einem Pflegeheim ist eine echte Pflege oder REHA (!) zeitlich kaum möglich,
Pflegeheime erscheinen mir eher wie Aufbewahrungsstätten für alte oder behinderte Menschen
Aber hier bei Gustav, da sollte ja nicht nur die Pflege im Vordergrund stehen, sondern die REHA, die Rehabilitation nach einem schweren Schlaganfall!

~ ~ ~

*) Und noch eine "Kleinigkeit", die es in sich hat:
Schluckstörungen und der richtige Umgang damit
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Mein erster Joghurt aber kein Logopäde . . . . nur Ausreden!

Geschrieben aus der Sicht von: Gustav

Eine der Pflegekräfte hat sich endlich erbarmt und mir etwas "Richtiges" zu essen gegeben. Diese Flüssignahrung durch den Schlauch, das ist ja nix.

Einen ganzen Joghurtbecher hat sie mir Löffelchen für Löffelchen mit viel Geduld in den Mund geschoben.

Warum ich trotzdem sauer bin?
Mein Bruder erzählt mir, daß ihm vor zwei Wochen noch gesagt wurde, ich hätte eine dauerhafte Schluckstörung. Das hätte der Logopäde festgestellt.
Und deshalb könne ich nichts zum Essen bekommen sondern müßte über die Magensonde mit dieser blöden 'Astronautennahrung' ernährt werden.

Hat da irgendeiner aus Bequemlichkeit gelogen?
So eine Fütterei dauert ja auch ganz schön lange.

Kommt deshalb der Logopäde nicht mehr wieder?
Oder hat der Angst vor den MRSA-Keimen?
Oder soll ich auch das Sprechen nicht allzuschnell lernen, weil ja ein stummer Mensch nicht nach den Pflegekräften rufen kann?

Warum hilft mir denn keiner?

Doch, da sind drei, die mir helfen.
Meine beiden Brüder Manuel und Willi und auch mein Freund Walter.
Und jetzt diese Pflegerin, die mich füttert.
Und noch eine, die mich in den Rollstuhl setzt.
Haben die jetzt endlich gemerkt, daß da doch noch Leben in mir ist und daß es sich lohnt, mich wieder fit fürs Leben zu machen?

Sonntag, 31. Oktober 2010

Eine alte Grabsteininschrift

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Und wenn ich einst gestorben bin, dann schreibt auf meinem Stein:


Freundchen, es bitten die Knochen, nicht hier bei dem Hügel zu pinkeln.
Willst du gefälliger noch diesem hier sein - kacke nicht!
Brennessels Grab siehst du hier; drum verschwinde, du Kacker!
Raten möcht ich dir's nicht, hier zu entblößen den Arsch.



Frei nach einer Übersetzung aus dem Lateinischen.
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Samstag, 30. Oktober 2010

5 Stunden in einem Rutsch - Rollstuhl-Tortur?

Geschrieben von: Walter

Nein, die Erzählungen von Gustav vom Freitag stimmen nicht.
Es war nicht seine erste Rollstuhlfahrt.
Es war seine dritte Tour . . . oder besser Tortur!

Meine Nachfragen bei seinen Betreuern im Pflegeheim ergaben Folgendes:
Am Mittwoch, den 20. Oktober war Gustav zum Erstenmal im Rollstuhl.
Seine Zweite Tour machte er dann am Donnerstag, den 21. Oktober.
Und ganz arglos erzählte man mir, daß Gustav am Freitag sogar runde 5 Stunden im Rollstuhl gesessen habe.

Sein Bruder Manuel erzählte mir dann später, wie er Gustav da im Rollstul 'hängen' sah. Das war im Gemeinschaftszimmer der Etage. Es war so gegen 16 Uhr, Gustav sagte, daß er um 11 Uhr in den Rollstuhl gesetzt wurde.
Der sei ganz fertig gewesen von der langen 'Sitzung' im Rollstuhl und habe ihn gebeten, ihn doch wieder in sein Zimmer zu bringen. Dort habe er fast eine halbe Stunde warten müssen, bis er endlich Pflegekräfte mobilisieren konnte, die seinen Brunder wieder ins Bett brachten.

In dieser Woche scheint er nicht ein einziges mal im Rollstuhl gewesen zu sein.
Dagegen fiel mir auf, daß Gustav recht ruhig - oder besser gesagt apathisch - im Bett lag und kaum zu einem Gespräch zu bewegen war.
Auch seinem Bruder Manuel ist diese seltsame Ruhe von Gustav aufgefallen . . .
Manuel versprach, einmal bei dem behandelnden Arzt nachzufragen, welche Medikamente Gustav denn jetzt überhaupt bekäme und ob da Beruhigungsmittel dabei sind.

Freitag, 22. Oktober 2010

Ein besonderer Tag: Meine erste Fahrt im Rollstuhl

Geschrieben aus der Sicht von: Gustav

"Was soll ein Tag schon bringen, der mit dem Aufstehen beginnt . . ."


Doch, heute ist es ein ganz besonderer Tag gewesen.
Ich hatte meine erste Fahrt in einem Rollstuhl!
Mann-o-mann, war das eine Plackerei.
Bis die mich aus dem Bett raus hatten und in den Rollstuhl verfrachten konnten.
Aber es hat geklappt.
Und ich bin fertig.
Fertig . . . im Sinne von kaputt.

Mein Bruder Manuel kam später vorbei und ich hatte einfach keine Lust ihn zu sehen.
Ich war einfach noch zu kaputt.
Er hat das dann auch gemerkt und verzog sich bald wieder.

Aber da war noch etwas Schönes.
Heute besuchte mich zum Erstenmal meine neue Betreuerin.
Nein, nicht die vom Gericht bestellte, sondern eine, die mich hier bei meinen nächsten Ausflügen mit dem Rollstuhl begleiten soll . . .
Eine, die ich jetzt jeden Tag sehen soll.

Donnerstag, 21. Oktober 2010

Die Mutmachseite für alle, die von einem Schlaganfall betroffen sind.

Geschrieben von: Walter

Ich möchte allen Betroffenen und auch besonders deren Angehörigen
die Blogseiten von STEFFEN MARQUARDT in Plauen
zum Lesen empfehlen.
Mag es am Anfang auch noch so hoffnungslos aussehen,
mag es auch noch so lange dauern,
es gibt fast immer Ein Aufwärts, ein Vorwärts
Mit anderen Worten: Wo ein Wille ist, da ist auch ein Weg!

Wer seinen Blog aufmerksam gelesen hat, der wird sicherlich auch bemerkt haben, daß es nicht nur der unerschütterliche Wille war, der Steffen in den 6 Jahren so weit gebracht hat, sondern daß auch sein Humor ein wesentlicher Bestandteil der Fortschritte war und ist.
Diesen Humor kann man ganz deutlich in seinem Impressum erkennen.
Schaut eimal hinein!

Montag, 18. Oktober 2010

Schlaganfall - Wie fühle ich mich danach?

Geschrieben aus der Sicht von: Gustav

Wie ich mich nach meinem Schlaganfall fühle?
Nun, zuerst fühlte ich gar nichts.
Dann träumte ich wilde Sachen und auch davon, daß da so ein Unbekannter an meinem Bett stand, mit dem ich nichts anfangen konnte.

Ich war gefangen, eingesperrt.
Ich konnte mich nicht bewegen.
Ich konnte alles hören, aber ich verstand nichts.

Dann begann ich zu verstehen.
Nein, nicht alles, sondern nur bruchstückhaft.
Ich versuche aufzustehen.
Aber es gelingt mir nicht.
Dann falle ich aus dem Bett.
Und nach einer endlos langen Zeit stehen da plötzlich mir völlig unbekannte Leute um mich herum und tragen mich wieder in das Bett hinein.

Wo bin ich?
Wer oder was bin ich?
Und wer sind diese Fremden Leute?

~ ~ ~

Zur Einstimmung in das Thema Schlaganfall lest einmal ein wenig in diesen Blog:
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Sonntag, 17. Oktober 2010

Kein Schwein und keine Sau interessiert sich für mich!

Geschrieben aus der Sicht von: Gustav

17. Oktober 2010


Wenn ich jetzt laut rufen könnte, dann würde ich schreien:

Kein Schwein kümmert sich um mich,
keine Sau interessiert sich für mich!

REHA?
Hier, im Pflegeheim?
Was ist das?

Seit wann liege ich hier?
Seit dem 16. September 2010!
Und was für ein Datum haben wir heute?
Den 17. Oktober 2010
Das sind 4 volle Wochen gefüllt mit Langeweile, Grübeln und Angst.
Soo lerne ich das Schlucken und Sprechen nie!
Und auch das Rollstuhlfahren nicht!


Warum hilft mir denn keiner?

Einen Logopäden habe ich noch nicht gesehen.
Es ist ja auch viel einfacher, mich mit dem Plastikschlauch über die Magensonde zu ernähren, als mich mühsam mit einem Löffel zu füttern und mir das Schlucken wieder beizubringen!

Mein Bruder versucht mich mit Worten aufzumuntern und auch seine Frau kommt manchmal zu Besuch.
Aber meine eigene Frau hat mich noch nicht ein einziges mal besucht!


Ein Scheiß-Spiel ist das und ich kann noch nicht einmal richtig darüber meckern.
Die verstehen mich ja alle nicht so recht.

Freitag, 15. Oktober 2010

Auch ein Impressum . . .

Geschrieben von: Walter

Selbstverständlich stehe ich mit beiden Füßen auf dem Boden unseres unvergleichlichen Rechtssystems. Und so, wie es dieses verlangt, erkläre ich hiermit ausdrücklich: Für den Inhalt von Seiten, auf die von dieser Domain aus verwiesen wird, sind ausschließlich die jeweiligen Anbieter verantwortlich. Die Tatsache, daß diese Seiten hier verlinkt sind, bedeutet in keiner Weise, daß der Betreiber dieses Angebots mit den verlinkten Seiten in irgendeiner Weise übereinstimmt. Alles, was dort an verbotenen Dingen geschrieben oder dargestellt wird, ist verabscheuungswürdig, niederträchtig und sollte niemals veröffentlicht werden!
Es ist ein Skandal, daß derartige Sachen veröffentlicht werden. Wenn zu solchem Schmuddelkram hier ein Link besteht, dann möge der Finder ihn bitte hier mit einem Kommentar abgeben, damit er entfernt werden kann.

Fort damit, weg!

- Ratet mal, wo ich diesen Text gefunden habe -
Den Blog von Steffen hab ich natürlich
hier auch irgendwo verlinkt.